Willi und Bertha

1966 Aussage im Fischer-Prozess

Horst Fischer war ein deutscher Mediziner und Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz. Wegen seiner Verbrechen, zur Zeit der NS-Diktatur als Lagerarzt in Auschwitz, wurde er am 11. Juni 1965 vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR in Gewahrsam genommen. Am 10. März 1966 begann das Hauptverfahren, bei dem er alle Anschuldigungen annahm und seine Taten gestand. Er wurde zum Tode verurteilt. Der einzige Zeuge im Zeugenstand war Willi Frohwein. Er wurde durch Zeugenaufrufe in der Zeitung auf den bevorstehenden Prozess aufmerksam und beschloss, das erste Mal zu reden. Der erste Schritt war getan und nach dem Gerichtsprozess entschloss sich Willi Frohwein weiterzuerzählen. Er begann mit den ersten Zeitzeugengesprächen.

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1947 Zieht nach Potsdam

Als Willi Frohwein wieder zurück in Spandau war und bei seinen Eltern lebte, wollte er Kriminalpolizist werden, wurde jedoch in Spandau abgelehnt. In Potsdam wurde er dagegen angenommen, da alle Beamte mit Nazivergangenheit entlassen worden waren. Daraufhin zog er nach Potsdam. Nach seiner Ausbildung 1947 als Kriminalkommissar wurde er Leiter der Fahndungsabteilung und daraufhin Kommissariatsleiter. Er war außerdem finanziell abgesichert, da er als Opfer des Faschismus die Höchstrente erhalten sollte.

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04.1945 Befreiung

Im Sommer 1944 begann die SS, frontnahe Lager im Osten zu räumen. Viele dieser Evakuierungstransporte und Todesmärsche führten zu dem KZ Bergen-Belsen. Insgesamt wurden 18.000 Gefangene zu diesem Lager gebracht. Einer von diesen Gefangenen war Willi Frohwein. Er wurde am 18.01.1945 von Auschwitz auf Todesmärsche geschickt.

Am 15.04.1945 konnte Willi Frohwein von den Briten befreit werden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich rund 53.000 Menschen in diesem Lager. Bei der Befreiung des Lagers war der Zustand der meisten Insassen sehr bedenklich. Die meisten Gefangenen waren todkrank oder kurz vor dem Verhungern und viele Leichen lagen offen herum. Die befreiten Überlebenden wurden in der Nähe des Konzentrationslagers Bergen-Belsen in einer Wehrmachtskaserne versorgt. In dieser starben jedoch viele weitere der Befreiten an den Folgen des Konzentrationslagers.

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03.1945 Aufenthalt Mittelbau-Dora

Eine weitere Station auf dem Todesmarsch war Mittelbau-Dora, wo Willi Frohwein nach dem Transport auf den offenen Kohlewaggons ankam. Dort wurde ihm die Nummer 116907 zugeordnet. Als Häftling von Mittelbau-Dora musste er Zwangsarbeit in dem Stollen verrichten, indem er den ganzen Tag Raketenteile rechtzeitig zu einem Sektor im Stollen tragen musste, wo diese dann montiert wurden. Nach diesen langen Arbeitstagen kümmerten sich die Häftlinge außerdem um die Leichen der verhungerten Mithäftlinge, die sie zu den Krematorien trugen.

Am 6. April 1945 wurde er auf einem Waggon in das KZ Bergen-Belsen deportiert.

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18.01.1945 Todesmärsche

Der erste Todesmarsch, den Willi Frohwein erlebte, startete am 18. Januar 1945 und ging von Auschwitz zu fuß bis nach Loslau. Von Loslau aus wurden die Häftlinge dann auf Kohle-Waggons nach Nordhausen (Harz) transportiert. Von Nordhausen aus mussten sie nach Mittelbau-Dora laufen, dort musste Willi Frohwein in einem Stollen arbeiten.
Der zweite Todesmarsch ging von Mittelbau-Dora nach Bergen-Belsen. Nach fünf Tagen kamen sie im Konzentrationslager Bergen-Belsen an. Bei der Ankunft von Willi Frohwein in Bergen-Belsen war er sehr abgemagert und verspürte kein Hunger- und Durstgefühl mehr. Willi Frohwein beschrieb, dass er sich so fühlte, als ob er schweben würde und gar nicht gemerkt hat, dass er „auf Abgang war“. (Formulierung nach Willi Frohwein)

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1943 Selektionen

1943 gelangte Willi Frohwein aufgrund einer Phlegmone, einer Bindegewebsentzündung in den Krankenbau im KZ Ausschwitz, woraufhin er in den „Schonblock“ für ca. 14 Tage umgelagert und dort mit noch weniger Essen versorgt wurde. Danach teilte man ihm mit, dass er in ein „leichteres Kommando“ käme und mit mehr Essen wieder arbeitsfähig werden würde. Bei einer folgenden Selektion durch den Lagerarzt Horst Fischer wurde Willi Frohwein aber zum Transport aufgerufen. Als er gerade auf dem Lastwagen war, wurde er wieder heruntergerufen und kam wieder zurück in dem Krankenbau. Erst dort erfuhr er, dass dieser Transport nach Birkenau in die Gaskammer führte und nicht, wie versprochen, zum Aufpäppeln. Nach acht Tagen wurde er wieder zum Transport aufgerufen, doch dieses Mal wollte er sterben, da er nur noch wenig Lebensmut hatte und das Schicksal seiner Eltern sehr ungewiss war. Auch dieses Mal wurde er wieder, noch bevor er auf dem Lastwagen war, zurückgerufen. Die Gründe dafür waren Willi zunächst unklar. Der Häftlingsschreiber erklärte dann „Du bist Deutscher!“ Er wurde dann einem Arbeitskommando zugeteilt und es gab für ihn keine Selektionen mehr.

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04.1943 Deportation

Eine Deportation ist die Zwangsverschickung, Verschleppung, Verbannung von politischen Gegnern oder ganzen Volksgruppen mit staatlicher Gewalt in teilweise weit entfernte Gebiete zu mehrjährigem oder lebenslangem Zwangsaufenthalt.

Willi Frohwein wurde im April 1943 deportiert, in das Konzentrationslager Auschwitz, nachdem er versucht hatte, in die Schweiz zu fliehen und in Lustenau noch an der Grenze gestellt wurde.

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1942 Haft/Schutzhaftbefehl

Am 19.08.1942 versuchte Willi Frohwein über den Rhein in die Schweiz zu fliehen. Jedoch wurde er entdeckt, woraufhin er in die Zollstation gebracht wurde. Dort musste er sich zuerst ausziehen und seine Sachen wurden durchsucht. Außerdem erzählte er den Zöllnern, dass er in Wien seinen Freund, einen russischen Soldaten, besuchen wollte. Die Zöllner schienen es ihm zu glauben, sodass Willi Frohwein davon ausging, wieder gehen zu können. Jedoch kam ein weiterer Zöllner mit einem Zettel, einem Fernschreiben von der Gestapo in Berlin, in den Raum. Daraufhin wurde er nach Dornbirn gebracht und vernommen, und anschließend nach Feldkirch, wo er sechs Wochen in Einzelhaft verbringen musste. Danach wurde er wegen Passvergehen und Arbeitsvertragsbruch zu sechs Monaten Haft verurteilt, die er in Graz in einem Jugendgefängnis absitzen musste, da er erst 19 Jahre alt war.

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1942 Widerstand gegen das System

Text vorlesen:

Am 20. Februar 1942 erhielt Willi Frohwein eine Dienstverpflichtung in der Firma Sasse. Dort musste er Munitionslehren auf Hochglanz polieren, damit Fehler bei den Munitionsmaßen erkannt werden konnten. Aufgrund seiner Abneigung gegen das NS-Regime sah er hier seine Chance, Widerstand zu leisten. Er verfälschte Messungen, indem er die Lehren erst mit grobem Schleifpapier zerkratzte und sie dann auf Hochglanz polierte. Mehrere Wochen blieb es unbemerkt, bis er eine Vorladung zum Treuhänder der Arbeit erhielt. Willi Frohwein wurde dort ermahnt, jedoch spornte ihn das nur noch mehr zum Widerstand an. Er wurde insgesamt dreimal zum Treuhänder geladen; im Juni 1942 beschloss er, aufgrund der kritischen Situation, zu fliehen.

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1938 Reichspogromnacht

Als Reichspogromnacht wird die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bezeichnet. In dieser Nacht wurden zahlreiche jüdische Geschäfte, Gebetshäuser und Synagogen im gesamten deutschen Reich in Brand gesetzt, beschädigt und zerstört. Als Auslöser, Vorwand, für diesen Pogrom galt ein Attentat eines 17- jährigen Juden auf einen deutschen Diplomaten in Paris. Der Junge wollte auf die Deportation der Juden nach Polen aufmerksam machen. Nachdem am 09. November der Tod des Diplomaten bekannt wurde, wurde der Pogrom Stück für Stück indirekt von Goebbels angeordnet. Am 10. November um 23.59 Uhr galt der Pogrom als offiziell beendet. Die jüdische Bevölkerung musste selbst für die Schäden ihrer Geschäfte aufkommen.

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1937 Begann Ausbildung in Berlin

Willi Frohwein war nach den 1935 erlassenen „Nürnberger Gesetzen“ ein „Mischling 1. Grades“ und durfte deswegen keine Lehrstelle antreten, obwohl er katholisch aufgewachsen war. Er bekam trotzdem eine Stelle in einer Wäscherei als Wäscher und Plätter. Er absolvierte die Lehre mit Besuch der Berufsschule, aber ohne Lehrabschluss. Dieser wurde ihm verweigert. In der Wäscherei, wo er gearbeitet hat, wusste niemand, außer der Leiter, dass er Jude war. Aber der Leiter erzählte es keinem. Etwas später hat Willi Frohwein einen Meisterkurs angefangen, wohlwissend, dass er ihn nie zu Ende bringen kann, aber er wollte etwas Sinnvolles machen.

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1935 Ausgrenzung

Ausgrenzung in der Schule aufgrund der Nürnberger Gesetze.

Die „Nürnberger Gesetze“ waren drei Verordnungen, die 1935 verabschiedet wurden. Sie dienten der systematischen Entrechtung der jüdischen Bevölkerung durch das nationalsozialistische Regime des „Dritten Reiches“. Die Verordnung bestand aus drei Gesetzen, dem „Reichsbürgergesetz“, dem „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“, welche die jüdische Bevölkerung zu Staatsangehörigen ohne politische Rechte degradierte. Betroffen waren sogenannte „Volljuden“ und „Mischlinge“. Das letzte der drei Gesetze war das „Blutschutzgesetz“, das die Eheschließung zwischen Nichtjuden und Juden verbot und Geschlechtsverkehr zwischen Nichtjuden und Juden zur Straftat machte.

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1923 Inflation

Als Inflation bezeichnet man die Steigerung von Preisen und die gleichzeitige Verringerung vom Wert des Geldes. Deutschland musste nach dem Ersten Weltkrieg hohe Reparationen an Frankreich und Belgien zahlen. Um diese Zahlungen leisten zu können, erhöhte die Regierung die Geldmenge.

Im Januar 1923 marschierten belgische und französische Truppen in Deutschland ein, um ihren Reparationsforderungen Nachdruck zu verleihen. Daraufhin streikte nach Aufruf der Reichsregierung die gesamte Bevölkerung an Ruhr und Rhein, weshalb Geldscheine, zur finanziellen Unterstützung der Streikenden und ihrer Familien, gedruckt wurden. Dadurch, dass immer mehr Geld in den Umlauf kam, stiegen die Preise von Waren und Dienstleistungen ins Unermessliche an. Beispielsweise kostete ein Brot 105 Milliarden Reichsmark. Der Lohn der Menschen konnte nicht mit den Preisen der Waren und Dienstleistungen mithalten, weshalb große Teile der deutschen Bevölkerung verarmten, weil Ersparnisse völlig entwertet wurden.

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